Hast du schon einmal die Place de la Concorde mitten in Paris besucht und das eigenartige große Monument - den sogenannten Obelisken - gesehen? Hast du die beiden identischen Paläste zu beiden Seiten der Seine bemerkt? Derjenige auf der rechten Seite ist das Hôtel de la Marine. Es hat eine mehr als zweihundertjährige Geschichte - komm mit und entdecke seine Abenteuer...
Das Hôtel de la Marine wurde zur selben Zeit wie die Place de la Concorde gebaut - gegen Ende der Herrschaft von Ludwig XV. in den 1770er Jahren.
Wenn du die Fassade genau betrachtest, wirst du bemerken, dass sie sich durch eine perfekte Symmetrie auszeichnet! Es handelt sich um ein Paradebeispiel für die klassische Architektur des 18. Jahrhunderts. Aber wenn man genau hinschaut, kann man trotzdem einige Unterschiede feststellen... findest du sie?
Die Fassade des Hôtel de la Marine an der Place de la Concorde ist perfekt symmetrisch.
1772 zieht Pierre-Elisabeth de Fontanieu, der Intendant des königlichen Garde-Meuble, in einen nagelneuen Palast an der Place de la Concorde ein. Dabei handelt es sich um das heutige Hôtel de la Marine, das zur damaligen Zeit jedoch "Garde-Meuble de la Couronne" hieß.
Die Aufgabe von Fontanieu? Er verwaltet die Möbel und Einrichtungsgegenstände des Königs: Sessel, Sofas, Stühle, aber auch Wandteppiche, mit denen die Schlösser des Königs eingerichtet und dekoriert werden. Hierfür lässt er Möbel von besonders hoher Qualität bei sehr erfahrenen und geschickten Ebenisten oder Schreinernanfertigen, die für den König wahre Meisterwerke schaffen! Du kannst sie im Hôtel de la Marine, aber auch im Château de Versailles oder Musée du Louvre sehen!
Der Garde-Meuble hat ebenfalls die Aufgabe, die Möbel des Königs zu reparieren und aufzubewahren. Im Hôtel de la Marine arbeiten somit zahlreiche Kunstschreiner in den Werkstätten: Ebenisten reparieren die Möbel, und Polsterer kümmern sich um die wertvollen Bezugsstoffe der Sessel.
Im ersten Stock des Hôtel de la Marine befinden sich die Wohngemächer des Intendanten und seiner Familie.
Das Amt des Intendanten des königlichen Garde-Meuble ist eine prestigeträchtige Position. Der Inhaber dieses Amts ist vor Ort in prachtvollen Wohnräumen untergebracht. Im 18. Jahrhundert sind die Wohnungen der Adeligen aufgeteilt wie folgt:
Über die Treppe des Intendanten gelangen die Besucher des Garde-Meuble in die Wohngemächer im ersten Stockwerk.
Im Hôtel de la Marine steht dem Intendanten und seiner Familie ebenfalls ein Speisesaal zur Verfügung. Das ist eine Neuheit im 18. Jahrhundert. Zuvor aßen die Familien in den Salons auf Tischen mit Stützen, die von den Hausdienern für die Mahlzeiten auf- und abmontiert wurden. Erstaunlich, oder?
Im ersten Stockwerk befinden sich ebenfalls sehr schöne Empfangssalons. Im 18. Jahrhundert wurden in diesen Räumen der Öffentlichkeit die schönsten Stücke aus den Sammlungen des königlichen Garde-Meuble präsentiert. Man konnte somit wunderschöne Wandteppiche, hochwertige Möbelstücke aber auch Bronzestatuen, seltene Waffen und.... die Kronjuwelen bewundern!
In der Tat waren in einem der Salons Kronen, Halsketten und riesige Diamanten in Schaukästen ausgestellt.
Diese Empfangssäle sind mit unseren heutigen Museen vergleichbar. Hier konnten die Pariser Einwohner und ausländische Besucher die Sammlungen des Königs an allen ersten Dienstagen des Monats von Ostern bis Allerheiligen besichtigen. Sie sollten in erster Linie die Macht und den Reichtum des Königs von Frankreich und die hohe Kunst seiner Handwerker zur Schau stellen.
Nach der französischen Revolution wird Frankreich zu einer Republik. Ohne König verliert der Garde-Meuble de la Couronne seine Zweckmäßigkeit. Dennoch gibt es die Institution weiterhin. Heute handelt es sich um die staatliche Dienststelle Mobilier national. Ihr Bestand umfasst weiterhin sehr schöne Möbel und Einrichtungsgegenstände, mit denen Ministerien, aber auch Botschaften oder der Palais de l'Elysée eingerichtet werden.
Ab 1789 zieht das Ministerium der Marine in diesen Palast ein. Verstehst du nun besser, warum er so heißt? 226 Jahre lange befand sich hier das "Hauptquartier" der französischen Marine. In diesen Mauern wurden die wichtigsten Entscheidungen der Marine getroffen.
Wenn du die Empfangssalons besichtigst, schau dir genau die Wanddekore an - darauf sind Anker, Fische, aber auch die Porträts berühmter Seeleute und die Namen der wichtigsten Häfen in Frankreich zu sehen.
Eines der Dekore mit Darstellungen von Meer und Seefahrt in den Empfangsräumen
Im Laufe des 19. Jahrhunderts werden unzählige Bälle in diesen großen Empfangssalons veranstaltet. Man kann sich leicht diese prachtvollen Feste mit Herren in Frack und Zylinder und Damen in wunderschönen Krinolinekleidern vorstellen.
Hat dir dieser Artikel gefallen? Denk daran, dem Hôtel de la Marine einen Besuch abzustatten, um das Leben der Adeligen im 18. und 19. Jahrhundert zu entdecken!